Es ist wieder einmal so weit: Während sich auf Social Media viele über „Digitalisierung“ beschweren oder sofort Untergangsszenarien heraufbeschwören, passiert in der EU tatsächlich etwas Sinnvolles. Etwas, das echten Nutzen bringt, statt nur ein weiteres politisches Schlagwort zu sein. Die Rede ist von digitalen Arzneibeipackzetteln, die künftig über einen QR-Code auf der Medikamentenverpackung abrufbar sein sollen.
Das klingt im ersten Moment vielleicht unspektakulär. „Ein QR-Code, na und?“
Aber in Wahrheit ist dieser Schritt revolutionär – vor allem im Bereich Inklusion, Barrierefreiheit und selbstbestimmter Zugang zu Gesundheitsinformationen.
Denn seien wir ehrlich: Beipackzettel sind bis jetzt für viele Menschen eine Zumutung. Winzig gedruckt, unübersichtlich, oft schwer verständlich. Für ältere Menschen, Personen mit Sehbehinderungen oder Menschen mit einer Leseschwäche sind sie kaum nutzbar. Und genau hier eröffnet die Digitalisierung endlich neue, moderne Möglichkeiten.
Warum digitale Beipackzettel ein echter Gamechanger sind
Individuelle Schriftgrößen statt mühsamem Kleingedruckten
Die Kritik am Papierbeipackzettel ist so alt wie er selbst: Die Schrift ist winzig. Viele Menschen – egal ob jung oder alt – können sie ohne Hilfsmittel schlicht nicht lesen.
Mit einem digitalen Beipackzettel kannst du die Schriftgröße einfach so einstellen, wie du sie brauchst. Groß, größer, riesig – völlig egal. Du musst nicht mehr kämpfen, du passt dir die Information an.
Vorlesen lassen statt mühsames Entziffern
Menschen mit Sehschwäche, Legasthenie oder anderen Leseschwierigkeiten können sich die Inhalte künftig einfach vorlesen lassen.
Damit wird etwas geschaffen, das bisher kaum möglich war: selbstbestimmter und barrierefreier Zugang zu wichtigen medizinischen Informationen. Nicht die Person muss sich an das Medium anpassen, sondern das Medium passt sich an die Person an.
Videos und Multimedia – endlich zeitgemäße Erklärungen
Warum sollte ein Beipackzettel eigentlich immer nur aus Text bestehen?
Mit der digitalen Variante eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten:
- Erklärvideos
- Schritt-für-Schritt-Animationen
- Interaktive Grafiken
- Mehrsprachige Inhalte
- Barrierefreie Darstellungen
Gerade bei komplexen Anwendungen wie Inhalatoren, Spritzen oder Tropfen wäre ein Video oft viel hilfreicher als eine winzige Strichzeichnung. Digitalisierung bedeutet hier: weniger Unsicherheit, besseres Verständnis, mehr Sicherheit.
Ein Vorteil gerade für ältere Menschen
Oft wird behauptet, ältere Menschen könnten mit digitalen Lösungen nichts anfangen. Das stimmt längst nicht mehr. Viele nutzen Smartphones täglich – WhatsApp, Fotos, Onlinebanking, QR-Codes im Alltag.
Wenn sogar Europaabgeordnete betonen, dass digitale Beipackzettel für ältere Menschen sogar ein Vorteil sind, dann haben sie recht. Gerade für sie ist die winzige Schrift auf Papier ein massives Problem. Digitale Lösungen schaffen hier echte Erleichterung.
Papier bleibt vorerst – und das ist gut so
Die EU macht es den Mitgliedsstaaten frei, ob sie langfristig auf rein digitale Beipackzettel umsteigen wollen. Das Papier bleibt vorerst bestehen, und selbst wenn ein Land später darauf verzichtet, müssen Apotheken kostenlose Ausdrucke anbieten.
Das bedeutet: Niemand wird ausgeschlossen. Digitalisierung ist in diesem Fall ein zusätzliches Angebot – eines, das dringend notwendig war.
Mehr Inklusion, mehr Selbstbestimmung, mehr Sicherheit
Digitale Arzneibeipackzettel sind kein kleiner technischer Schritt, sondern ein großer Fortschritt für eine moderne und barrierefreie Gesundheitsversorgung. Sie geben Menschen Zugang zu Informationen, die bisher schwer oder gar nicht erreichbar waren. Sie ermöglichen mehr Selbstbestimmung, verbessern Verständnis und minimieren Risiken.
Kurz gesagt: Das ist einer jener EU-Beschlüsse, bei denen man sich nur fragen kann, warum er nicht schon längst umgesetzt wurde.



0 Kommentare