Ein weiterer Blick in die Offen Gesprochen Glaskugel: Nachdem Norbert Hofer als möglicher FPÖ-Kandidat sich laut unserer Glaskugel bereits in Stellung bringen könnte und Doris Bures als SPÖ-Hoffnungsträgerin in den Ring steigen könnte, richtet sich der Fokus nun auf eine Person, die eigentlich längst Geschichte sein sollte – Sebastian Kurz.
Offiziell hat sich der ehemalige Bundeskanzler aus der Politik zurückgezogen. Doch wer genau hinsieht, merkt: Ganz losgelassen hat ihn die politische Bühne offenbar nie. Immer öfter kommentiert er aktuelle Entwicklungen, gibt Interviews zur politischen Lage oder gibt offen und breit seine politische Meinung wieder – ganz so, als würde er wieder langsam antesten, wie sehr Österreich ihn noch erträgt.
Der Weg wäre offen – und das Budget vorhanden
Rein formal wäre eine Kandidatur als unabhängige Person problemlos möglich. Und anders als viele andere potenzielle Kandidat:innen hätte Kurz eines, was man in einem Wahlkampf dringend braucht: Geld. Seine wirtschaftlichen Aktivitäten – etwa im Umfeld internationaler Investor:innen wie Peter Thiel oder Geschäftskontakte in den arabischen und israelischen Raum – dürften ihm die nötige finanzielle Freiheit verschaffen, um einen aufwendigen Wahlkampf auch ohne Partei zu stemmen.
Dazu käme wohl rasch Unterstützung aus dem wirtschaftsnahen Umfeld Österreichs – Investor:innen, Unternehmer:innen und konservative Netzwerke, die von einem Präsidenten Kurz durchaus profitieren könnten.
Die Schatten der Vergangenheit
Doch jeder, der versucht, die Sonne der Macht zu erreichen, muss durch den Schatten der eigenen Vergangenheit wandern. Und dieser Schatten ist bei Sebastian Kurz besonders lang.
Von der „Message Control“ über Ermittlungen, Chats und etwaige andere umstrittene Polit-Projekte – die politische Karriere des Ex-Kanzlers war geprägt von Intrigen, Inszenierungen und Skandalen. Auch wenn viele Verfahren eingestellt oder abgemildert wurden, bleibt in der öffentlichen Wahrnehmung eines hängen: Das Vertrauen ist verloren gegangen.
Ein Bundespräsident Kurz müsste sich mit all dem konfrontieren, was er selbst geschaffen hat – einem Land, das zwar an Charme glaubt, aber nicht an Manipulation.
Nähe zur FPÖ – und die Frage der Unabhängigkeit
Ein weiterer Stolperstein ist seine politische Nähe zu rechten Kräften. Zwar würde Kurz als „unabhängiger“ Kandidat antreten, doch seine Vergangenheit als Koalitionspartner der FPÖ, seine Rhetorik und strategische Kommunikation liegen gefährlich nah an jener politischen Linie, die Österreich in den letzten Jahren polarisiert hat.
Ein Präsident, der der FPÖ zu nahe steht – auch nur im Geist –, könnte das Gleichgewicht der österreichischen Demokratie ins Wanken bringen. Denn das Amt des Bundespräsidenten lebt von Unparteilichkeit, Vertrauen und moralischer Autorität. All das sind Werte, die Kurz zuletzt eher in seinem politischen Marketing als in seiner Amtsführung gepflegt hat.
Sympathiewerte auf Talfahrt
Auch wenn Sebastian Kurz medial noch präsent ist, dürften seine Sympathiewerte deutlich gesunken sein. Man empfindet ihn als Symbol für das, was in der österreichischen Politik falsch läuft: zu viel Inszenierung, zu wenig Verantwortung.
Die einstige Begeisterung für den „neuen Stil“ ist einer nüchternen Ernüchterung gewichen. Selbst in seiner eigenen Wählerbasis wäre es schwer, die frühere Euphorie wieder zu entfachen.
Fazit – ein gefährliches Spiel mit der Vergangenheit
Eine Kandidatur von Sebastian Kurz wäre möglich – aber gefährlich. Für ihn selbst, für seine Partei(en) im Hintergrund und vor allem für Österreich. Sie würde alte Gräben wieder aufreißen, Misstrauen vertiefen und das Amt des Bundespräsidenten zu einem Symbol der Spaltung machen.
Kurz hat die Mittel, die Bühne und die Bekanntheit.
Aber was ihm fehlt, ist das Vertrauen.
Und ohne Vertrauen lässt sich kein Land einen – nur spalten.



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