Offener Brief an den Tiergarten Schönbrunn
Menschen mit Behinderungen werden im Tiergarten Schönbrunn systematisch benachteiligt: keine ermäßigte Jahreskarte, kein Online-Ticketkauf, mangelnde Barrierefreiheit beim Kassenbereich. Inklusion sieht anders aus. Es braucht dringend faire Lösungen – für einen Zoo, der wirklich für alle da ist.
Veröffentlicht: 26/06/25
Verfasst von:Daniel

Sehr geehrtes Team des Tiergarten Schönbrunn,

mit groĂźem Respekt vor Ihrer jahrhundertelangen Geschichte, Ihrer bedeutenden Rolle in der Arterhaltung und Ihrem Bildungsauftrag wende ich mich heute mit einem ernsten Anliegen an Sie: Es geht um Ausgrenzung. Um strukturelle Diskriminierung. Und um ein nicht hinnehmbares Versagen im Bereich der Inklusion.

Ich schreibe Ihnen diesen offenen Brief, weil ich der Meinung bin, dass gerade eine Institution wie der Tiergarten Schönbrunn eine Vorreiterrolle einnehmen sollte – und nicht hinterherhinken darf, wenn es um die Rechte und die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen geht.

Keine ermäßigte Jahreskarte für Menschen mit Behinderungen?

Fangen wir bei einem Punkt an, der eigentlich selbstverständlich sein sollte – und dennoch schmerzlich fehlt: Menschen mit Behinderungen können bei Ihnen keine ermäßigte Jahreskarte erwerben.

Tageskarten? Ja.
Aber wer den Zoo öfter besuchen möchte – etwa zur Erholung, zur tiergestützten Beobachtung, zur Inklusion in den Alltag – wird systematisch benachteiligt.

Warum?
Es gibt keine nachvollziehbare, ethisch oder organisatorisch haltbare BegrĂĽndung fĂĽr diese Ausgrenzung. Menschen mit Behinderungen sind nicht Besucher:innen zweiter Klasse.

Ein Ort, der Bildung, Natur und Gemeinschaft fördern möchte, darf nicht gleichzeitig durch seine Preisstruktur eine unsichtbare Mauer errichten.

Kein Online-Ticketkauf fĂĽr Menschen mit Behinderungen

Es wird noch absurder: Menschen mit einem Behindertenausweis können bei Ihnen keine Eintrittskarten online kaufen. Während alle anderen bequem und barrierefrei Tickets im Internet erwerben können, bleibt dieser Weg Menschen mit Behinderungen verwehrt.

Was ist die Begründung dafür? Falls es um die Kontrolle des Ausweises geht – es wäre lösbar. Technisch und organisatorisch.

Ein einfaches Beispiel: Beim Scannen des Tickets könnte ein Signal (visuell oder akustisch) ausgelöst werden, dass das Personal auf eine kurze Überprüfung hinweist. Das ist kein Aufwand, sondern ein Zeichen von Respekt und Inklusion.

Gerade jetzt, mit der neuen ID Austria, wäre es noch einfacher, Online-Tickets fĂĽr Menschen mit Behindertenausweis anzubieten. Man mĂĽsste sich dafĂĽr auch mal mit den zuständigen Stellen zusammensetzen und eine einfache und diskriminierungsfreie Lösung ausarbeiten.

Stattdessen müssen sich Menschen mit Behinderungen jedes Mal an der Tageskassa anstellen – was uns direkt zum nächsten Punkt führt.

Barrierefreiheit? Fehlanzeige beim Kassenbereich

Der Eingangsbereich des Tiergartens – insbesondere die Schlange zur Tageskasse – ist weder barrierefrei noch würdevoll für Menschen, die auf Mobilitätshilfen angewiesen sind.

  • Die Gänge sind viel zu eng.
  • Der Untergrund ist uneben.
  • Es gibt einen Baum mitten im Gehweg – ein Hindernis, das Rollstuhlfahrer:innen oder Menschen mit Rollator regelrecht blockiert.
  • Ein einfaches Vorbeikommen ist kaum möglich, von einem wĂĽrdevollen Zugang ganz zu schweigen.

Menschen mit Bewegungseinschränkungen werden hier – buchstäblich – an den Rand gedrängt. Sollte es behindertengerechte Zugänge geben, sind diese definitiv nicht ausreichend gekennzeichnet, und es sollte nachgebessert sowie ordentlich beschildert/gekennzeichnet werden – beziehungsweise, wenn sie nicht vorhanden sind, eingerichtet werden.

Ein Aufruf zum Handeln

Was bleibt, ist ein bitterer Eindruck: In Ihrem System hat die Inklusion versagt. Und das darf nicht so bleiben.

Ich fordere Sie daher eindringlich auf:

  • FĂĽhren Sie eine ermäßigte Jahreskarte fĂĽr Menschen mit Behinderungen ein.
  • Schaffen Sie die Möglichkeit, Tickets fĂĽr Menschen mit Behindertenausweis auch online zu erwerben – mit einem sinnvollen und wĂĽrdigen Kontrollsystem.
  • Gestalten Sie den Zugang zur Tageskassa barrierefrei – räumlich, technisch und menschlich.

Inklusion ist kein „Nice-to-have“, sondern ein Menschenrecht. Sie beginnt bei den kleinen Dingen – und endet bei der Haltung einer Institution.

Ein Zoo soll ein Ort für alle sein – nicht nur für die, die keine Barrieren zu überwinden haben.

Mit kritischem Blick, aber ehrlichem Respekt,

offen-gesprochen.at
FĂĽr eine inklusive Gesellschaft ohne Ausnahmen.

Daniel


Hinweis: Aus RĂĽcksicht auf den Datenschutz wurden bewusst keine direkten Fotos der Kassenschlangen und des Haupteingangs aufgenommen.

Daniel

Daniel, ein 80er-Jahrgang mit 90er-Jahre-Vibes aus dem Burgenland, hatte schon als Kind mehr Ideen, als die Tapeten Platz boten. Technologie fand er cooler als jedes Tamagotchi. Sein Plan: Die Welt ein bisschen bunter machen und dabei nicht auf zu viele Regeln achten.

verfasst von: <a href="https://offen-gesprochen.at/author/og_admin" target="_self">Daniel</a>

verfasst von: Daniel

veröffentlicht am: 26. Juni 2025

Daniel, ein 80er-Jahrgang mit 90er-Jahre-Vibes aus dem Burgenland, hatte schon als Kind mehr Ideen, als die Tapeten Platz boten. Technologie fand er cooler als jedes Tamagotchi. Sein Plan: Die Welt ein bisschen bunter machen und dabei nicht auf zu viele Regeln achten.

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