Es gibt in Österreich Gesetze, die jahrelang diskutiert, geprüft, überarbeitet und dann von irgendeinem Verfassungsgerichtshof wieder zerlegt werden. Und dann gibt es Gesetze wie dieses: In einer beispiellosen Nacht-und-Nebel-Aktion hat Bundesminister für Innovation, Mobilität und Infrastruktur KommR Peter Hanke über das Wochenende beschlossen, dass Bau- und Handwerkerfahrzeuge ab 1. Oktober als „Corps Importante“ (CI) gelten. Nein, das ist kein Schreibfehler, das ist offenbar eine neue Staatsdoktrin.
Vom Schuttplatz ins diplomatische Parkett
Künftig ziert die Kennzeichnung „CI“ die Nummerntafeln sämtlicher Baufirmen- und Handwerkerfahrzeuge. Damit genießen Maurerbusse, Installateur-Kombis und Elektriker-Kastenwägen denselben Status wie Botschaftslimousinen. Wer also glaubt, nur ein Rolls-Royce mit blauer Fahne dürfe ohne Blinken auf der Tangente von der dritten in die sechste Spur krachen – falsch gedacht. Der Transit mit der verbeulten Schiebetür darf das jetzt auch.
Die Begründung ist staatsmännisch wie genial: Damit die wahren Helden der Nation, die Bauarbeiter, nicht länger „zu spät auf die Baustellen kommen, bevor das Bier warm wird“. Ein Sakrileg, das der Minister nun endgültig verhindern will.
Freiheit für den Bauhof-Highway
Mit diesem neuen Gesetz fallen sämtliche Regeln, die ohnehin schon als lästige Dekoration betrachtet wurden:
- Geschwindigkeitsbegrenzungen? Schnee von gestern.
- Blinker? Ein bourgeoises Luxus-Accessoire.
- Abblend- oder Fernlicht? Wer braucht das, wenn man ohnehin den Weg zur nächsten Baustelle riechen kann?
Die Bau- und Handwerksbetriebe werden selbstverständlich in den kommenden Tagen kontaktiert. Jeder Betrieb erhält eine kostenlose „CI“-Nummerntafel. Wer bezahlt das Ganze? Nun, wie immer, die Pensionist:innen. Eine Kürzung von 7,93 % der Pensionen ist vorgesehen – ein mathematisch genau kalkulierter Beitrag zur Rettung des Baugewerbes.
Die große Vision hinter dem Unsinn
Offiziell heißt es, durch das neue Diplomatenprivileg könne „zukünftig mehr gearbeitet werden am Bau“. Mehr Bau, mehr Wohnungen, mehr überteuerte Kredite für den kleinen Mann. Ein wahrer Kreislauf der Glückseligkeit:
- Pensionist:innen verlieren Geld.
- Baufirmen bekommen Diplomatenstatus.
- Banken vergeben Kredite.
- Immobilienblasen blähen sich weiter auf.
Österreich, wie es leibt und lebt: Ein Land, in dem ein Maurerbus mit „CI“ bald mehr Rechte hat als ein Rettungswagen.
Fazit
Man könnte meinen, Satire übertreibt. Aber hier ist die Realität längst die bessere Pointe. Wenn es so weitergeht, wird wohl demnächst auch das Würstelstand-Moped als „Culinaris Importante“ eingestuft – natürlich wieder bezahlt von den Pensionist:innen.
Und ganz ehrlich: Bei all den Aktionen, die die österreichische Regierung aktuell startet, wäre selbst das nicht mehr abwegig. Satire hat in diesem Land längst keinen Vorsprung mehr – sie dokumentiert nur noch die Realität.


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