Es wird wieder spannend in Rom: Ein neues Konklave steht bevor, und mit ihm die Frage, in welche Richtung sich die römisch-katholische Kirche künftig bewegen wird. Doch schaut man sich die derzeit gehandelten Kandidaten an, fällt schnell auf: Hoffnung auf eine offene, moderne Kirche? Leider Fehlanzeige. Stattdessen dominieren erzkonservative Stimmen – und damit eine Agenda, die vor allem eines bedeutet: einen Rückschritt in Zeiten, in denen Fortschritt so dringend nötig wäre.
Ein Riegel für jede Öffnung
Die Liste der Papabili liest sich wie ein Manifest der Bewahrer: Kandidaten, die mit Reformen wenig anfangen können und wollen. Besonders alarmierend ist der offene Widerstand gegen die Segnung homosexueller Paare – ein symbolischer, aber wichtiger Schritt, den Papst Franziskus in seiner Amtszeit immerhin vorsichtig angestoßen hat. Diese kleine Öffnung, ein zartes Signal der Inklusion, könnte nun von den Nachfolgern radikal abgedreht werden.
Aber es geht um mehr: Nicht nur LGBTQ-Gläubige stehen im Fokus dieser anti-inklusiven Haltung, sondern auch alle, die hoffen, dass die Kirche endlich stärker auf die Lebensrealitäten der Menschen zugeht. Frauen in Ämtern? Diskussion über Zölibat? Eine ehrlichere Auseinandersetzung mit Missbrauchsskandalen? All das wird unter einem erzkonservativen Pontifikat wohl noch weiter ausgebremst, relativiert oder totgeschwiegen.
Der Preis: Noch mehr Abkehr
Was dabei oft unterschätzt wird: Jeder Schritt zurück ist ein weiterer Tritt gegen jene Gläubigen, die sich trotz aller innerkirchlichen Widersprüche noch mit der Kirche verbunden fühlen. Vor allem junge Menschen, queere Christ:innen und progressive Gläubige werden sich zunehmend fragen, warum sie an einer Institution festhalten sollten, die ihnen so demonstrativ die Tür vor der Nase zuschlägt.
Schon jetzt verlassen Millionen die Kirche – nicht nur in Europa. Die Statistiken der Kirchenaustritte steigen, die Zahl der praktizierenden Gläubigen sinkt. Ein Papst, der die konservativen Mauern weiter hochzieht, wird diesen Exodus beschleunigen. Und irgendwann wird es nicht nur um sinkende Mitgliederzahlen gehen, sondern um die Relevanz der Kirche an sich.
Ein Konklave der verpassten Chancen
Dieses Konklave könnte ein Wendepunkt sein. Stattdessen droht es zu einem weiteren Beleg dafür zu werden, dass die römisch-katholische Kirche unfähig (oder unwillig) ist, sich der Gegenwart zu stellen. Dass sie lieber in einer vermeintlich heilen Vergangenheit verharrt, als die echten Fragen von heute zu beantworten.
Und so wird es weitergehen: Während an der Spitze Männer gewählt werden, die Inklusion mit Sünde verwechseln, werden an der Basis immer mehr Menschen gehen. Sie werden sich Gemeinschaften suchen, die sie wirklich annehmen – oder den Glauben gleich ganz hinter sich lassen.
Die Kirche könnte so viel mehr sein: ein Ort der Hoffnung, der Vielfalt, der echten Liebe. Doch mit jedem erzkonservativen Kardinal, der jetzt die Chance bekommt, das Ruder zu übernehmen, entfernt sie sich weiter davon.
Und irgendwann wird sie merken: Wer immer nur ausschließt, steht am Ende selbst allein da.
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