Zwischen Doppelmoral, Drag und Doppelkasse
Du kennst das sicher: Kaum spricht jemand über Gleichberechtigung, sexuelle Vielfalt oder einfach nur über Toleranz, dauert’s keine zwei Minuten und das große Wort „christliche Werte“ wird aufgetischt. Wie ein Joker in einer moralischen Runde UNO. Nur dass dieser Joker ziemlich selektiv eingesetzt wird.
Die Empörung ist dann groß: Dragqueens lesen Kindern vor? Skandal! Steuerfinanzierte queere Projekte? Unzumutbar! Dass aber gleichzeitig Milliarden an Kirchen fließen, ohne dass sie dafür wirklich Rechenschaft ablegen müssen? Gottgewollt. Willkommen im österreichischen Realitätskabinett.
Dragqueens: Sichtbar, mutig, steuerzahlend
Es sind gerade die queeren Communities, die sich nicht verstecken. Die sich für Aufklärung, Sichtbarkeit und Akzeptanz einsetzen. Und ja, auch für Kinder – nicht um sie zu „verführen“, sondern um ihnen zu zeigen, dass Vielfalt okay ist. Dass Anderssein keine Sünde ist. Und ganz nebenbei: Diese Drag-Lesungen werden oft von NGOs organisiert, die auf Transparenz achten, Förderungen korrekt beantragen und sich brav ans Finanzamt halten. Keine Extrawürste, keine Steuergeschenke.
Kirchen: Öffentlich-rechtlich heilig gesprochen
Ganz anders sieht’s da bei den Kirchen aus. Vor allem bei der römisch-katholischen, die sich in Österreich einer jahrhundertealten Sonderstellung erfreut. Es gibt staatliche Zahlungen (Stichwort: „Staatsleistungen“), steuerliche Sonderrechte, eigene Arbeitsgesetze – und ja, auch Schweigegelder. Besonders wenn’s unangenehm wird. Wenn Missbrauchsfälle bekannt werden. Wenn Vertuschung ans Licht kommt. Dann wird intern gezahlt – und nach außen geschwiegen. Moralisches Tafelsilber? Eher Blech.
Doppelmoral als Dogma
Während sich also viele konservative Stimmen darüber echauffieren, dass Dragqueens zu bunt, zu schrill oder zu laut sind, wird bei Kirchen gerne weggeschaut. Da geht es um Tradition, um „das christliche Erbe“, um „unsere Kultur“. Aber was ist das für eine Kultur, die queere Menschen stigmatisiert, während sie jahrzehntelange systematische Vergehen in heiligen Hallen ignoriert?
Wer hier wem was schuldet
Vielleicht ist es an der Zeit, die Debatte umzudrehen. Nicht Dragqueens oder queere Aktivist:innen sollten sich rechtfertigen müssen – sondern jene, die mit erhobenem Zeigefinger „christliche Werte“ einfordern, während sie in Wahrheit Doppelmoral predigen und veraltete Strukturen schützen. Wenn schon Werte, dann für alle. Und wenn schon Steuergeld, dann bitte mit Transparenz.
Fazit
„Christliche Werte“ sind in Österreich oft nur dann gefragt, wenn sie ins rechte (Welt-)Bild passen. Alles, was nicht in diese enge Definition passt, wird dämonisiert. Aber: Dragqueens zahlen Steuern, Kirchen manchmal Schweigegeld. Und wenn dir jemand wieder mit Moral kommt, frag doch einfach mal: Welche genau meinst du?
Wenn du auch findest, dass man Doppelmoral nicht heiligsprechen darf – dann bist du bei offen-gesprochen.at genau richtig.
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