Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine der ansteckendsten Tierkrankheiten weltweit. Auch wenn sie in vielen Teilen Europas als getilgt gilt, bleibt sie eine Bedrohung für Landwirtschaft, Wirtschaft und teilweise auch für den Menschen. In diesem Beitrag erfährst Du verständlich und sachlich, was MKS ist, wie sie sich verbreitet, welche Risiken bestehen und welche wirtschaftlichen Folgen ein Ausbruch haben kann.
Was ist die Maul- und Klauenseuche?
Die Maul- und Klauenseuche ist eine hochansteckende Viruserkrankung, die vor allem Paarhufer betrifft – dazu zählen Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Wildtiere wie Rehe oder Hirsche. Verursacht wird sie durch das Maul- und Klauenseuche-Virus (FMDV), das in sieben verschiedenen Typen auftritt. Einmal infizierte Tiere sind sehr ansteckend, auch schon bevor erste Symptome sichtbar werden.
Wie erkennt man die Maul- und Klauenseuche?
Typische Symptome bei Tieren sind
- Fieber
- Blasen und offene Stellen im Maul, an den Lippen, der Zunge und in der Nasenschleimhaut
- Blasen an den Klauen (zwischen den Zehen und am Kronsaum)
- Lahmheit
- Speichelfluss
- Appetitlosigkeit
Der Krankheitsverlauf ist oft schmerzhaft, aber bei erwachsenen Tieren selten tödlich. Bei jungen Tieren, besonders bei Kälbern oder Ferkeln, kann das Virus jedoch zu Herzmuskelentzündungen führen und tödlich verlaufen.
Wie wird das Virus übertragen?
Das Virus ist extrem ansteckend und kann auf verschiedenen Wegen übertragen werden:
- Direkt von Tier zu Tier (z. B. über Speichel, Urin, Kot, Milch oder Samen)
- Indirekt über Kleidung, Schuhe, Fahrzeuge, Werkzeuge oder Futter
- Über die Luft (vor allem bei kühler, feuchter Witterung können Viren kilometerweit getragen werden)
Ein einzelnes infiziertes Tier kann ausreichen, um eine ganze Region zu gefährden.
Besteht Gefahr für den Menschen?
Für Menschen ist das Risiko sehr gering. Eine Infektion mit dem Maul- und Klauenseuche-Virus (FMDV) ist möglich, kommt jedoch extrem selten vor. In der medizinischen Fachliteratur sind nur wenige Einzelfälle dokumentiert. Wenn es zu einer Übertragung kommt, dann fast ausschließlich durch sehr engen Kontakt mit infizierten Tieren oder deren Sekreten – etwa bei der Schlachtung oder in Versuchslaboren.
Die Symptome beim Menschen sind meist mild und umfassen grippeähnliche Beschwerden, leichtes Fieber, Bläschen im Mund oder auf den Händen. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung wurde bislang nicht beobachtet. Zudem gibt es keine Hinweise darauf, dass FMDV langfristige gesundheitliche Folgen beim Menschen verursacht.
Was passiert bei einem Ausbruch?
Wenn MKS festgestellt wird, greifen in Europa und vielen anderen Ländern strenge Maßnahmen:
- Sofortige Sperrung des betroffenen Betriebs
- Keulung (Tötung) aller infizierten und gefährdeten Tiere
- Desinfektion der Stallungen und Fahrzeuge
- Einrichtung von Sperrzonen mit Bewegungsverboten
- Handels- und Exportverbote für Tiere und tierische Produkte aus der betroffenen Region
Diese Maßnahmen sind drastisch, aber notwendig, um die Seuche einzudämmen.
Maßnahmen 2001 in Großbritannien und Irland
Beim massiven Ausbruch der Maul- und Klauenseuche im Jahr 2001 in Großbritannien und Irland wurden drastische Maßnahmen gesetzt, um die Ausbreitung zu stoppen. Betroffene Betriebe wurden sofort gesperrt, alle infizierten und gefährdeten Tiere gekeult und verbrannt oder vergraben. Bewegungen von Tieren, landwirtschaftlichen Geräten und sogar Personen wurden stark eingeschränkt. Landstraßen wurden gesperrt, Veranstaltungen wie Messen oder Sportereignisse abgesagt, und weite Teile des ländlichen Raums standen unter Quarantäne.
Zusätzlich wurden auch internationale Maßnahmen eingeführt: An Flughäfen mussten Einreisende über Seuchenteppiche gehen (mit Desinfektionsmittel getränkte Teppiche), um eine Einschleppung des Virus zu verhindern. Ähnliche Maßnahmen gab es auch an den Eingängen zu Naturschutzgebieten und Wanderwegen – überall dort, wo eine indirekte Übertragung über Schuhe oder Kleidung möglich war. Ich habe diese Maßnahmen damals selbst erlebt, denn ich befand mich 2001 in Irland und musste beim Betreten öffentlicher Gebäude, Wanderwege oder Busse regelmäßig über diese sogenannten „Seuchenteppiche“ gehen. Diese Erfahrungen haben mir gezeigt, wie real und ernst solche Ausbrüche sind – und wie schnell eine ganze Gesellschaft dadurch betroffen sein kann.
Insgesamt mussten über sechs Millionen Tiere getötet werden. Der wirtschaftliche Schaden wurde auf rund 13 Milliarden Euro geschätzt – inklusive Verlusten im Tourismus, Transport und Lebensmittelhandel. Die strikte Seuchenpolitik zeigte jedoch Wirkung: Der Ausbruch konnte nach mehreren Monaten unter Kontrolle gebracht werden.
Auswirkungen auf die Wirtschaft
Ein Ausbruch der Maul- und Klauenseuche kann massive wirtschaftliche Folgen haben:
- Direkte Verluste durch Tierverluste, Ertragsausfälle und Bekämpfungsmaßnahmen
- Indirekte Verluste durch Handelsbeschränkungen, Exporteinbrüche und Imageverluste für betroffene Regionen
- Kosten für Prävention und Seuchenbekämpfung wie Impfstoffe, Tests, Desinfektionsmaßnahmen und Personal
Warum ist MKS so gefährlich für die Landwirtschaft?
- Weil sie sich rasend schnell ausbreitet
- Weil sie ganze Betriebe und Regionen lahmlegen kann
- Weil der internationale Handel mit Fleisch, Milch und Tieren sofort zum Erliegen kommt
- Weil der psychische Druck für Landwirt:innen enorm ist – besonders bei Keulungen gesunder Tiere
Gibt es einen Impfstoff?
Ja, es gibt Impfstoffe gegen MKS – allerdings ist der Einsatz in der EU derzeit stark reglementiert. Grund: Länder, die impfen, verlieren ihren „seuchenfreien Status“, was den Export stark einschränkt. Impfungen werden daher meist nur im Notfall oder in Hochrisikogebieten eingesetzt.
Die Impfstoffe basieren meist auf inaktivierten Viren und müssen regelmäßig angepasst werden, da es mehrere Serotypen gibt, die untereinander nicht kreuzimmun sind. Die Impfung schützt vor Symptomen, verhindert aber nicht in jedem Fall die Virusverbreitung – deshalb ist sie in der EU nur Teil einer kontrollierten Notfallstrategie.
Fazit
Die Maul- und Klauenseuche ist nicht nur ein Tierseuchen-Thema, sondern ein komplexes Problem mit Auswirkungen auf Gesundheit, Landwirtschaft und Wirtschaft. Für den Menschen ist sie kaum gefährlich – für Tierbestände und Exporte jedoch hochbedrohlich. Deshalb gilt: Wachsam bleiben, Hygiene einhalten, keine tierischen Produkte aus Risikogebieten einschleppen und bei Verdacht sofort melden.
Wenn Du selbst in der Landwirtschaft tätig bist oder engen Kontakt zu Nutztieren hast, informiere Dich regelmäßig über aktuelle Empfehlungen der Behörden – und bleib aufmerksam, damit MKS keine Chance hat.
Quellen
- Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (Österreich) – Maul- und Klauenseuche
- Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit – Maul- und Klauenseuche: Informationen zur Tierseuche
- Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) – FMDV Dossiers und Risikobewertungen
- World Organisation for Animal Health (WOAH/OIE) – Foot-and-mouth disease
- BBC News Archive – Berichte zum MKS-Ausbruch 2001 in Großbritannien
- Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) – Foot-and-mouth disease: Role of vaccination
- Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) – FAQ zur Maul- und Klauenseuche und Impfstrategien
- World Organisation for Animal Health (WOAH/OIE) – Vaccination policy for Foot-and-mouth disease
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