Das Geschäft mit der Liebe – warum ATV endlich den Stecker ziehen sollte
„Das Geschäft mit der Liebe“ ist kein Trash-TV – es ist die Verharmlosung von Sexismus, Ausbeutung und Machtmissbrauch. ATV verkauft uns patriarchale Übergriffe als Unterhaltung. Wer das konsumiert oder bewirbt, macht sich mitschuldig.
Veröffentlicht: 22/03/25
Verfasst von:Daniel

Frauenverachtung zur Primetime

ATV verkauft es als Reality-TV. In Wahrheit ist es eine inszenierte Werbesendung für Sexismus, Ausbeutung und toxische Männlichkeit: „Das Geschäft mit der Liebe“. Was sich auf den ersten Blick wie eine harmlose Trash-Doku anfühlt, entpuppt sich schnell als Paradebeispiel dafür, wie tief das Fernsehen gesunken ist – und was gesellschaftlich plötzlich wieder sagbar scheint, solange ein Kamerateam danebensteht. Was ATV da mit „Das Geschäft mit der Liebe“ abliefert, ist keine Unterhaltung – es ist eine Schande. Eine Serie, die Sexismus nicht nur zeigt, sondern regelrecht zelebriert. Die Frauen zur Ware macht. Die strukturelle Ausbeutung romantisiert und die toxische Vorstellung vom überlegenen westlichen Mann fördert.

„Das Geschäft mit der Liebe“ ist nicht einfach nur niveaulos. Es ist gefährlich.

Frauen als Ware, Männer als Käufer

Das Konzept ist schnell erklärt: meist ältere Männer aus Österreich oder Deutschland reisen ins Ausland, vor allem nach Osteuropa oder Südostasien, um sich dort eine Frau zu „suchen“. ATV begleitet sie dabei. Die Frauen? Jünger, wirtschaftlich schlechter gestellt, sprachlich oft benachteiligt – also alles, was ein bestimmtes Männerbild offenbar attraktiv findet.

Die Kamera hält gnadenlos drauf, wenn Frauen wie Produkte vorgeführt und kommentiert werden. Es ist ein Markt. Der Preis: Aufmerksamkeit, Geld, Sicherheit. ATV nennt das „Partnersuche“. Man könnte auch sagen: Moderne Kolonialromantik mit sexistischer Dauerwerbesendung.

Die stille Verharmlosung von Rape Culture

Immer wieder kommt es in der Sendung zu Aussagen, die man eigentlich nur noch mit offenem Mund zur Kenntnis nehmen kann: Von „Frauen rumkriegen“ über „Ich nehm mir, was ich will“ bis zu Situationen, in denen Konsens offensichtlich keine Rolle spielt. Alles verpackt in den Schmunzelton des Off-Kommentars.

Was hier passiert, ist keine Überzeichnung – es ist eine schleichende Normalisierung von Übergriffigkeit, die jede ernsthafte Debatte über sexualisierte Gewalt ins Lächerliche zieht. Während wir auf der einen Seite über Consent und Gleichberechtigung reden, läuft hier eine Sendung, die all das mit Füßen tritt – und zwar Woche für Woche, ohne Konsequenzen.

Das Ganze wird den Zuseher als harmlosen Reality-Trash verkauft – „schau, die alten Männer, wie süß und peinlich“ – aber genau das ist das Problem: Es ist nicht harmlos. Es ist frauenverachtend, sexistisch, teilweise sogar homo- und transphob. Es ist der perfekte Nährboden für eine Rape Culture, in der Männer denken, sie haben ein Anrecht auf weibliche Aufmerksamkeit – ganz egal, wie sie sich benehmen.

Grenzüberschreitungen werden nicht hinterfragt, sondern inszeniert. Herablassende Kommentare über Herkunft, Aussehen oder sexuelle Orientierung? Kein Thema. Man blendet das einfach mit Hintergrundmusik und Schwenks auf Straßenszenen aus. Weil’s Quote bringt.

Und die Homophobie gibt’s gratis dazu

Wer denkt, dass sich der fragwürdige Umgang nur auf Frauen bezieht, irrt. Immer wieder finden sich in der Sendung homophobe oder transfeindliche Äußerungen – teils unterschwellig, teils offen ausgesprochen. ATV? Schneidet das nicht raus. Kommentiert nichts. Lässt es einfach stehen. Hauptsache Quote. ATV sagt dazu – nichts. Kein Einordnen, kein Kommentieren, kein Widerspruch. Man lässt die toxische Männlichkeit einfach reden. Mikrofon rein, Schnitt, weiter zur nächsten peinlichen Szene. Und das Publikum soll lachen.

Das System dahinter: ökonomische Abhängigkeit als Beziehungsmodell

Die Frauen, die hier vorgeführt werden, kommen aus Ländern, in denen wirtschaftliche Not oft Alltag ist. Sie werden nicht als selbstbestimmte Personen gezeigt, sondern als potenzielle Ehefrauen auf der Suche nach „einem besseren Leben“. Die Männer hingegen inszenieren sich als Retter, als großzügige Versorger – die wissen, was sie „verdienen“. Das ist keine Liebesgeschichte. Das ist ein Tauschgeschäft auf Kosten der Würde.

Liebe ist hier keine emotionale Verbindung. Keine Begegnung auf Augenhöhe. Liebe ist Ware. Geschäft. Handel. Transaktion. Und der Sender steht mittendrin – als Vermittler, als Voyeur, als Profiteur.

Die Männer? Werden als schrullige, liebenswerte Pechvögel inszeniert. Die Frauen? Als exotische Trophäen. Wenn das 2025 in einem EU-Land als Unterhaltung durchgeht, dann ist irgendwas fundamental schiefgelaufen.

Warum das nicht „nur Fernsehen“ ist

Viele werden jetzt sagen: „Das ist halt Trash, muss man ja nicht schauen.“ Aber genau da liegt das Problem. Denn was ATV hier sendet, wirkt – nach innen wie nach außen. Es prägt das Bild von Frauen. Es prägt das Bild von Beziehungen. Es reproduziert koloniale Muster, patriarchale Strukturen und ökonomische Abhängigkeitsverhältnisse. Es ist ein gesellschaftlicher Rückschritt in HD.

Und es tut das zur besten Sendezeit, unter dem Deckmantel der Unterhaltung.

Werbung finanziert den Wahnsinn

Wer solche Formate produziert, tut das nicht aus Jux und Tollerei – sondern weil es sich rechnet. Und es rechnet sich, weil Unternehmen bereit sind, während dieser Sendungen ihre Werbung zu platzieren. Das bedeutet im Klartext: Jede Firma, die in den Werbepausen von „Das Geschäft mit der Liebe“ aufscheint, unterstützt dieses System aktiv. Sie zahlen dafür, dass ATV weiter sexistische Inhalte ausstrahlt, Frauen entmenschlicht und Machtverhältnisse verharmlost.

Auch das muss man in Betracht ziehen. Wer dieses System wirklich boykottieren will, sollte nicht nur abschalten, sondern sich auch ansehen, welche Unternehmen sich dafür hergeben, solche Formate mitzufinanzieren – und dann gezielt überlegen, ob man diesen Firmen weiter sein Geld geben will. Denn ohne Werbegeld keine Quote. Ohne Quote keine Sendung.

Die einzige Konsequenz: Boykott

ATV wird dieses Format nicht absetzen, solange es Quote bringt. Die Lösung? Druck von unten.

  • Nicht einschalten.
  • Nicht streamen.
  • Beschwerden einreichen. (ATV-Zuschauer:innenservice)
  • Darüber sprechen.
  • Teilen. Kommentieren. Sichtbar machen.

Denn solange diese Sendung läuft, ist klar: Frauenrechte sind für ATV eine Frage der Einschaltquote. Und das darf nicht länger unwidersprochen bleiben.

„Das Geschäft mit der Liebe“ ist kein Einzelfall. Aber es ist ein besonders widerliches Beispiel dafür, wie aus Menschen Content gemacht wird. Es ist ein TV-Format, das ein zutiefst rückschrittliches, patriarchales Weltbild normalisiert – und sich dafür noch feiern lässt.

Es ist 2025. Und wir müssen solche Formate nicht mehr dulden.

Daniel

Daniel, ein 80er-Jahrgang mit 90er-Jahre-Vibes aus dem Burgenland, hatte schon als Kind mehr Ideen, als die Tapeten Platz boten. Technologie fand er cooler als jedes Tamagotchi. Sein Plan: Die Welt ein bisschen bunter machen und dabei nicht auf zu viele Regeln achten.

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verfasst von: Daniel

veröffentlicht am: 22. März 2025

Daniel, ein 80er-Jahrgang mit 90er-Jahre-Vibes aus dem Burgenland, hatte schon als Kind mehr Ideen, als die Tapeten Platz boten. Technologie fand er cooler als jedes Tamagotchi. Sein Plan: Die Welt ein bisschen bunter machen und dabei nicht auf zu viele Regeln achten.

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