Die Messe: Ein sakraler Ablauf oder ein spirituelles Kommandozentrum?
Wer schon mal eine katholische Messe besucht hat – freiwillig oder im Rahmen familiärer Verpflichtungen – kennt das Spiel: Aufstehen. Hinsetzen. Knien. Wieder aufstehen. Der Pfarrer hebt die Hand, murmelt ein paar lateinisch angehauchte Worte, und wie auf unsichtbares Kommando bewegen sich alle Anwesenden synchron. Ein eingespieltes Ritual, das auf Außenstehende beinahe wie eine religiöse Choreografie wirkt. […]
Veröffentlicht: 14/04/25
Verfasst von:Daniel

Wer schon mal eine katholische Messe besucht hat – freiwillig oder im Rahmen familiärer Verpflichtungen – kennt das Spiel: Aufstehen. Hinsetzen. Knien. Wieder aufstehen. Der Pfarrer hebt die Hand, murmelt ein paar lateinisch angehauchte Worte, und wie auf unsichtbares Kommando bewegen sich alle Anwesenden synchron. Ein eingespieltes Ritual, das auf Außenstehende beinahe wie eine religiöse Choreografie wirkt. Doch was passiert da eigentlich wirklich?

Liturgie oder spirituelle Fernsteuerung?

Natürlich ist die Messe ein uraltes Ritual mit tiefer Bedeutung für gläubige Christ:innen. Doch wenn man sie nüchtern – oder auch nur leicht zynisch – beobachtet, drängt sich ein ganz anderer Gedanke auf: Ist das noch ein Gottesdienst oder schon eine spirituelle Machtdemonstration? Die immer gleichen Abläufe, die starren Regeln, die fixen Texte – alles wirkt, als hätte es jemand exakt so gewollt. Und zwar jemand mit einem Faible für Kontrolle.

Man darf nichts selbst formulieren, man muss nachsprechen, was vorgebetet wird. Das freie Gebet ist selten bis gar nicht erwünscht, spontane Gedanken sowieso nicht. Es geht nicht um das, was du fühlst, denkst oder glaubst. Es geht darum, dass du funktionierst. Als Teil der Masse. Im Gleichklang. Und wehe, du stehst zu spät auf oder verpasst das gemeinsame „Amen“.

Die Entmündigung im Namen der Religion

Der Gottesdienst, wie er heute in vielen Kirchen praktiziert wird, vermittelt nicht die Idee eines offenen, persönlichen Zugangs zu einem höheren Wesen. Er vermittelt Gehorsam. Du folgst den Vorgaben, ohne zu hinterfragen. Du sprichst Worte aus, die andere für dich formuliert haben. Und du darfst dir dafür einreden, besonders fromm zu sein. Dabei verlierst du im Zweifel deinen eigenen Zugang zu Spiritualität, zu Glaube, zu dem, was eigentlich in dir stattfindet – nicht außen.

Die Kirche beansprucht in diesen Momenten die Deutungshoheit über das Göttliche. Und der Ablauf erinnert – ganz unheilig – an Systeme, in denen Autorität über alles steht. Wo es nicht um den Einzelnen geht, sondern um das reibungslose Funktionieren eines Körpers. Körper? Vielleicht besser: Apparats.

Historische Déjà-vus

Wer sich den Ablauf der Messe genau ansieht – mit all den Signalen, Kommandos und vorgeschriebenen Reaktionen – fühlt sich mitunter an Zeiten erinnert, in denen das Kollektiv über dem Individuum stand, in denen Gleichschaltung das oberste Gebot war. Die Macht der Körpersprache, die Dominanz der Bühne, das Reden von einer Kanzel herab – das alles könnte auch aus einem ganz anderen Kapitel der Geschichte stammen. Eines, das heute niemand mehr gutheißen will.

Versteh das bitte nicht falsch: Nicht jeder Gottesdienst ist ein totalitärer Akt. Und nicht jede:r, der:die daran teilnimmt, ist ein:e gehorsame:r Mitläufer:in. Aber das System dahinter? Das ist verdammt autoritär.

Fazit: Glauben darf nicht Befehl sein

Glaube sollte dich ermächtigen, nicht entmündigen. Spiritualität darf sich nicht in festgezurrten Texten und automatisierten Abläufen erschöpfen. Wer wirklich glauben will, braucht Freiheit – nicht ein spirituelles Fitnessprogramm mit militärischer Taktung.

Vielleicht ist es an der Zeit, sich zu fragen, ob du da wirklich betest – oder nur Teil eines inszenierten Schauspiels bist, das mit deinem persönlichen Glauben nichts zu tun hat.

Und vielleicht ist genau das der Punkt: Nicht Gott will deinen Gehorsam. Die Kirche schon eher.

Daniel

Daniel, ein 80er-Jahrgang mit 90er-Jahre-Vibes aus dem Burgenland, hatte schon als Kind mehr Ideen, als die Tapeten Platz boten. Technologie fand er cooler als jedes Tamagotchi. Sein Plan: Die Welt ein bisschen bunter machen und dabei nicht auf zu viele Regeln achten.

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verfasst von: Daniel

veröffentlicht am: 14. April 2025

Daniel, ein 80er-Jahrgang mit 90er-Jahre-Vibes aus dem Burgenland, hatte schon als Kind mehr Ideen, als die Tapeten Platz boten. Technologie fand er cooler als jedes Tamagotchi. Sein Plan: Die Welt ein bisschen bunter machen und dabei nicht auf zu viele Regeln achten.

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