Danke, Kirche – Ein etwas anderes Gebet zur Kirchenwoche
Wir läuten die Kirchenwoche ein – mit einem Gebet der anderen Art. Kein Lobgesang, sondern ein sarkastischer Dank für Jahrhunderte der Kontrolle, Unterdrückung und Doppelmoral. Für alle, die nicht vergessen, was im Namen der Kirche geschah – und was bis heute unter dem Mantel der Heiligkeit passiert.
Veröffentlicht: 13/04/25
Verfasst von:Daniel

Wir läuten die Kirchenwoche ein und rufen zum Gebet.
Aber unser Gebet ist kein klassisches. Es ist ein Dankgebet für all das, was du, liebe Kirche, über Jahrhunderte so zuverlässig geliefert hast.
Ein Gebet für alle, die nicht vergessen wollen, was unter dem Mantel der Heiligkeit passiert ist – und oft noch passiert.


Danke, Kirche, für deine Fürsorge

Danke, dass der Verzicht auf die Pille dein heiliger Wille ist.
Dass du auch heute noch versuchst, Einfluss auf intime Entscheidungen zu nehmen.
Danke für deinen jahrhundertelangen Kampf gegen Selbstbestimmung und sexuelle Aufklärung.
Für deinen Widerstand gegen das, was Menschen sicherer, freier und gleichberechtigter macht.

Danke, Kirche, für deine Liebe

Für deine Liebe, die sich nur an Bedingungen knüpft.
Danke für die Homophobie, die du als göttliche Ordnung tarnst.
Für all die queeren Menschen, die sich deinetwegen verstecken mussten.
Für die Schuld, die du ihnen eingepflanzt hast.
Danke, dass du liebst – solange man sich an deine Norm hält.

Danke, Kirche, für deine Konsequenz

Für dein Nein zum Kondom – auch in Zeiten von HIV und globalen Gesundheitskrisen.
Danke, dass du lieber betest als schützt.
Für deinen Widerstand gegen jede Form moderner Prävention.
Danke, dass du lieber Leben riskierst, als Regeln zu hinterfragen.

Danke, Kirche, für deine Führung

Für über 2000 Jahre Unterdrückung im Namen der Wahrheit.
Danke für das System der Angst, der Kontrolle und der Schuld.
Für die dogmatische Bevormundung von oben,
die jedes kritische Denken als Häresie gebrandmarkt hat.
Danke, dass deine Priester sich wie gottgesandte Diktatoren verhalten durften –
und die Gläubigen wie folgsame Schäfchen, die besser nicht zu viel fragen.
Danke für die Kirchenbank als Ort der Unterwerfung statt der Befreiung.

Danke, Kirche, für deine Gleichberechtigung

Für über 2000 Jahre Unterdrückung der Frauen.
Für das heilige Bild der dienenden, schweigenden Mutter.
Für jede versperrte Tür, jedes abgesagte Amt, jede Stimme, die du ignoriert hast.
Danke auch für deinen zukunftsgerichteten Wunsch, weitere 2000 Jahre genauso weiterzumachen.

Danke, Kirche, für deine Geschlechtskultur

Für deine Regeln, wann, wie und warum Menschen Sex haben dürfen.
Danke für das Dogma, dass Sexualität nur zur Fortpflanzung gut ist –
zumindest für das einfache Volk.
Denn deine Priester wussten schon früh:
mit der Köchin, dem Gärtner oder sonstigem Hauspersonal
lässt sich’s auch ganz ohne Fortpflanzung gut sündigen.
Danke für diese göttliche Doppelmoral.

Danke, Kirche, für deine Offenheit

Für all die Mauern, die du gebaut hast – zwischen Religionen, zwischen Kulturen, zwischen Menschen.
Danke, dass du dich so lange gegen Dialog gestellt hast.
Und danke, dass du selbst im 21. Jahrhundert oft noch denkst, nur dein Weg führe ins Licht.
Danke, dass du Andersglaubende verteufelst und dabei von Liebe predigst.

Danke, Kirche, für deinen Schutz

Für dein Schweigen, wenn es um Missbrauch geht.
Für all die Vertuschung, für das systematische Wegschauen.
Danke, dass du Täter geschützt und Opfer geopfert hast – in deinem Namen.
Und danke, dass du das Wort „Vergebung“ oft so clever einsetzt, wenn es um deine eigenen Vergehen geht.

Danke, Kirche, für dein Gewissen

Für deinen Reichtum, während Menschen am Existenzminimum leben.
Für goldene Kelche und kalte Kirchenbänke.
Danke für dein Festhalten an Macht, für dein Festhalten an Privilegien.
Danke, dass du über Jahrhunderte mit Königen kungeltest – und heute Politiker:innen einsegnest, die mit Nächstenliebe nichts anfangen können.

Danke, Kirche, für alles

Denn ohne dich wären viele von uns nicht dort, wo sie heute sind:
feministisch, kritisch, aufgeklärt, frei.
Weil wir gelernt haben, was wir nicht mehr wollen.
Weil du uns gezeigt hast, wie sich Unfreiheit anfühlt.
Danke, dass du uns die Kraft gegeben hast, uns von dir zu lösen.

Amen? Nein, danke

Vielleicht eher: Nie wieder.
Oder zumindest: Nicht so.

Daniel

Daniel, ein 80er-Jahrgang mit 90er-Jahre-Vibes aus dem Burgenland, hatte schon als Kind mehr Ideen, als die Tapeten Platz boten. Technologie fand er cooler als jedes Tamagotchi. Sein Plan: Die Welt ein bisschen bunter machen und dabei nicht auf zu viele Regeln achten.

verfasst von: <a href="https://offen-gesprochen.at/author/og_admin" target="_self">Daniel</a>

verfasst von: Daniel

veröffentlicht am: 13. April 2025

Daniel, ein 80er-Jahrgang mit 90er-Jahre-Vibes aus dem Burgenland, hatte schon als Kind mehr Ideen, als die Tapeten Platz boten. Technologie fand er cooler als jedes Tamagotchi. Sein Plan: Die Welt ein bisschen bunter machen und dabei nicht auf zu viele Regeln achten.

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