Es ist ein Muster, das sich seit Jahrhunderten durchzieht – und es scheint, als hätte sich nichts geändert: Gesetze, die den Körper von Frauen betreffen, werden nach wie vor von einem Personenkreis beschlossen, der weder betroffen ist noch über ausreichende Erfahrung oder Einfühlungsvermögen verfügt: weiße, alte Männer.
Die Körperpolitik der Unwissenden
Abtreibungsrechte, Verhütung, Mutterschutz, medizinische Versorgung rund um die Geburt, Zugang zu Menstruationsprodukten – all das sind Themen, die tief in das Leben von Frauen eingreifen. Und doch sitzen in den entscheidenden Gremien, Ausschüssen und Parlamenten meist Männer, oft jenseits der 60, mit jahrzehntelanger Distanz zu gelebter weiblicher Realität. Sie schreiben Paragrafen über Schwangerschaftsabbrüche, als wäre es eine Steuerreform. Sie diskutieren über Menstruationsarmut, ohne zu wissen, wie sich eine Monatsblutung überhaupt anfühlt. Und sie stimmen über Rechte ab, die sie nie in Anspruch nehmen werden – weil sie sie schlichtweg biologisch gar nicht können.
Wer keine Ahnung hat, sollte nicht entscheiden
Du würdest ja auch keine Person ohne Führerschein über Verkehrssicherheit entscheiden lassen. Oder jemand, der noch nie gekocht hat, darüber abstimmen lassen, wie Restaurants geführt werden. Warum also lassen wir es zu, dass Männer, die sich kaum mit der Anatomie und den Lebensrealitäten von Frauen auseinandersetzen, über deren Rechte bestimmen?
Es geht hier nicht um das biologische Geschlecht allein – es geht um Erfahrung, Perspektive, Empathie. Und um Macht. Denn genau darum geht es am Ende: Die Kontrolle über den weiblichen Körper ist keine medizinische Frage, sondern eine politische. Wer die Regeln bestimmt, bestimmt auch über das Leben, den Alltag und die Selbstbestimmung von Millionen Menschen – die meist nicht mitentscheiden dürfen.
Der G-Punkt-Paragraf: Eine Polemik
Wenn man es überspitzt formulieren möchte, dann ist es ein bisschen so, als würden genau jene Männer, die nicht mal den G-Punkt finden, Gesetze über vaginale Gesundheit schreiben. Ja, richtig gelesen. Menschen, die im Zweifel denken, die Klitoris sei ein Mythos oder sich beim Thema Zyklus nur an „PMS = schlecht gelaunt“ erinnern, entscheiden über ärztliche Aufklärungspflichten, Abbruchfristen oder Medikamentenzulassungen.
Und hier wird es besonders grotesk: Stell Dir vor, ein Gremium bestehend aus alten Männern debattiert darüber, ob Du das Recht auf Lust hast. Ob Du Schmerzmittel beim Geburtseinleiten bekommst. Oder ob ein Verhütungsmittel als „zumutbar“ gilt. All das, während sie in den 80ern gelernt haben, dass Frauen bei Sex eh nichts spüren, außer sie „stellen sich an“. Wenn man diese Farce einmal ganz bewusst in den Kontext sexueller Unwissenheit rückt, wird klar, wie absurd das System ist. Wie vermessen es ist, dass ausgerechnet die Ahnungslosesten entscheiden.
Das Problem ist systemisch – und das System ist männlich
Es geht hier nicht um Einzelfälle oder um „nicht alle Männer“. Es geht um ein strukturelles Machtverhältnis. Um jahrhundertealte Normen, die sich in moderne Paragrafen gegossen haben. Um eine politische Kultur, in der männliche Dominanz immer noch Standard ist. In der es völlig normal scheint, dass eine Frau ihre Entscheidung über ihren eigenen Körper rechtfertigen muss – vor einem Komitee aus Männern.
Was es braucht: Perspektivenwechsel statt Machtgehabe
Es ist höchste Zeit für Veränderung. Nicht als kosmetische Maßnahme mit einer „Frauenquote“, sondern als echte Machtverschiebung. Entscheidungen über Körper sollten nur von Menschen getroffen werden, die wissen, wie es sich anfühlt, in diesem Körper zu leben. Wer nicht blutet, gebärt oder durch Endometriose zusammenbricht, sollte vielleicht erstmal zuhören – und dann den Platz räumen.
Denn eines ist klar: Der weibliche Körper ist kein Spielball für moralisch überhöhte Debatten und patriarchale Gesetzeslogik. Er ist ein Ort der Selbstbestimmung, der Würde und der Freiheit. Und genau so sollte er behandelt werden – nicht als Thema in Männergremien, sondern als Teil einer gleichberechtigten Gesellschaft.
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