Oder: Warum uns das Universum keinen Zuckerlstand schuldet
Manchmal läuft’s im Leben wie auf Schienen. Meistens sind es aber die Schienen einer Achterbahn. Mit quietschenden Kurven, ruckeligen Abstürzen und dem einen Moment, wo man kurz denkt: „Warum tu ich mir das eigentlich an?“ Und dann kommt irgendwer daher und sagt: „Ach komm, das Leben ist kein Ponyschlecken.“ Ja eh. Aber was soll das eigentlich heißen?
Zunächst mal: Wer hat überhaupt jemals ein Pony geleckt? Und warum klingt es, als wär das was Angenehmes? Vermutlich stammt der Spruch aus dem Versuch, harte Wahrheiten in kindertaugliche Metaphern zu verpacken. Das Leben ist eben nicht weich, flauschig und riecht nach Heu – es ist eher ein wilder Ritt auf einem schlecht gelaunten Esel mit Steuererklärung in der einen und Zahnschmerzen in der anderen Hand.
Realitätscheck statt Wunschkonzert
In unserer Welt voller Selbstoptimierung, „Manifestiere deinen Traum“ und „Du kannst alles schaffen, wenn du nur willst“-Mentalität, tut ein bisschen Ehrlichkeit manchmal richtig gut. Nein, du kannst nicht alles schaffen. Und manchmal reicht Wollen allein nicht. Manchmal hast du einfach Pech. Manchmal ist die Welt unfair. Manchmal bist du zur falschen Zeit am falschen Ort – und manchmal hast du einen Gulasch-Tag, wo alles verkocht, anbrennt oder gleich ganz runterfällt.
Aber genau da liegt auch eine gewisse Freiheit. Wenn du aufhörst, das Leben als Ponyhof zu erwarten, hörst du auch auf, enttäuscht zu sein, wenn’s wieder mal nach Mist riecht. Stattdessen fängst du an, dich in der Realität einzurichten. Und die kann – Überraschung! – trotzdem ziemlich schön sein.
Zwischen Frust und Freiheit
Der Spruch „Das Leben ist kein Ponyschlecken“ ist nicht zynisch. Er ist ehrlich. Und vielleicht sogar ein bisschen befreiend. Weil er dich daran erinnert, dass du nicht scheiterst, nur weil’s grad schwer ist. Dass du nicht falsch bist, weil du zweifelst, weinst oder wütend bist. Und dass es okay ist, nicht immer zu funktionieren.
Wir leben in einer Zeit, in der „toxische Positivität“ genauso nervig geworden ist wie ewiger Pessimismus. Du musst nicht jeden Tag produktiv, glücklich und erfolgreich sein. Es reicht oft schon, einfach durchzuhalten. Weiterzumachen. Und sich selbst zuzugestehen, dass das manchmal schon eine Held:innentat ist.
Ein Hoch auf alle Nicht-Ponys
Also hier ein kleiner, virtueller Schulterklopfer an dich, wenn du gerade mit einem Grippevirus, einer kaputten Waschmaschine oder einer emotionalen Bruchlandung kämpfst. Wenn dein Leben sich momentan eher wie eine Dauerbaustelle als wie ein Regenbogenritt anfühlt: Du bist nicht allein. Willkommen im Club. Und keine Sorge – die Einhörner kommen später. Vielleicht. Und wenn nicht: Dann bauen wir uns halt selbst eines. Aus Pappmaché, Sarkasmus und einem Schuss Realitätssinn.
Denn am Ende ist genau das der Trick: Nicht darauf zu warten, dass das Leben endlich ein Ponyhof wird – sondern darin, auch ohne Zuckerlstand die Show zu rocken.
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