Ach, Wien. Diese graue, leblose Stadt, in der nach 19 Uhr das Leben endet, die Bürgersteige hochgeklappt werden und sich alles nur noch um morbide Geschichten von gestern dreht. Wer braucht schon Sonne und fröhliche Menschen, wenn du stattdessen endlose Nebelschwaden und den legendären Wiener Grant genießen kannst? Ja, du hast richtig gehört – Wien ist tot, und das schon seit Jahrhunderten. Aber bleiben wir sachlich und betrachten die Gründe, warum du hier keinen Fuß hinsetzen solltest.
Die Leute – ein Meisterwerk der Unfreundlichkeit
Kennst du das warme, freundliche Lächeln einer italienischen Nonna? Oder die überschwängliche Freundlichkeit eines amerikanischen Kellners? Ja? Dann vergiss das in Wien ganz schnell wieder. Hier ist der Grant Kulturgut! Ein höfliches „Guten Morgen“ in einem Wiener Kaffeehaus wird mit einem missbilligenden Blick bestraft, der in etwa bedeutet: „Was willst du, du Depp?“. Servicekräfte gelten hier als Institution der gehobenen Beleidigungskunst. Und doch – paradoxerweise – lieben die Wiener ihre Stadt und ihre schlechte Laune mit einer Inbrunst, die fast schon bewundernswert ist.
Die Freizeitmöglichkeiten – ein Albtraum an Kultur
Wien bietet ja wirklich nichts. Gut, es gibt ein paar kleine Gebäude wie die Hofburg, den Stephansdom, Schloss Schönbrunn oder die Oper – aber das ist ja nur was für Touristen. Die Wiener selbst? Die sitzen lieber in ihren dunklen, verrauchten Beisln und beklagen sich darüber, wie furchtbar alles ist. Freizeitstress? Gibt’s hier nicht. Dafür gibt’s Kaffeehäuser, in denen du stundenlang über das Leid des Lebens philosophieren kannst, ohne dass sich jemand daran stört.
Das Nachtleben – die pure Ödnis
Also wirklich, wenn du hier auf Partystimmung hoffst, wirst du bitter enttäuscht. Ein paar kleine Clubs wie der Prater Dome oder das Flex gibt es, aber seien wir ehrlich: Das ist ja kein Berlin! Spätestens um 22 Uhr verzieht sich die Stadt in ihre dunklen Ecken, und das Einzige, was nach Mitternacht noch offen hat, sind Würstelstände und Spelunken mit zweifelhaftem Charme. Wenn du feiern willst, fahr woanders hin – vielleicht nach Linz oder St. Pölten (kleiner Scherz, dort ist es natürlich noch „lebendiger“).
Das Essen – ein einziger Fettunfall
Die Wiener Küche? Ein Synonym für Herzinfarktsrisiko. Schnitzel, Gulasch, Tafelspitz – alles ertränkt in Butter, Fett oder Rahm. Dazu gibt’s eine Mehlspeisentradition, die jede Diätberaterin in den Wahnsinn treibt. Wer will denn so etwas? Ein frischer Avocado-Toast? Ein Green-Smoothie? Pff, nicht in Wien! Hier wird gegessen wie im 19. Jahrhundert – und wehe, du beschwerst dich über die Kalorien!
Der Würstelstand – Wiens letzte Bastion der Herzlichkeit
Wer sagt, dass Wien keine lebendige Seele hat, war wohl noch nie an einem echten Wiener Würstelstand – jener magischen Oase der Gastfreundschaft, an der man sich nach einer durchzechten Nacht noch schnell ein kulinarisches Meisterwerk gönnen kann. Und wenn man den legendären Grant des Würstelstandlers in seiner vollen Pracht erleben möchte, gibt es einen einfachen Trick: einfach mit einem selbstbewussten „A Eitrige, mit an Buckl und an 16er Blech“ bestellen. Sofort wird sich das Gesicht des Standlers in ein Kunstwerk der Verachtung verwandeln, das selbst Egon Schiele vor Neid erblassen ließe. Denn nichts erfreut einen Wiener mehr, als wenn Touristen glauben, sie könnten mit „urigen“ Bestellungen punkten. Da wird nicht einfach nur serviert – da wird tief geatmet, mit den Augen gerollt und der Senf mit einer Verachtung auf die Wurst geklatscht, die Michelangelos „Erschaffung Adams“ in Sachen Ausdrucksstärke in den Schatten stellt. Ein echtes Wiener Erlebnis – wenn man auf Feindseligkeit in Reinkultur steht.
Das Wetter – Depression in Dauerschleife
Wien ist auch meteorologisch eine Katastrophe. Entweder es ist brütend heiß, mit einer Luftfeuchtigkeit, die selbst die Tropen neidisch macht, oder es ist grau, kalt und windig. Der Wiener Winter? Ein eiskalter Albtraum. Der Sommer? Eine verschwitzte Tortur. Die Wiener klagen übrigens über beides gleichermaßen – weil sie es können.
Die Wiener U-Bahn – ein olfaktorisches Meisterwerk
Und natürlich darf die Wiener U-Bahn nicht fehlen, der wahre Duftzelebrierer der Stadt. Besonders legendär: die Station Stephansplatz der U1 und U3. Der olfaktorische* Höhepunkt, bei dem man sich unweigerlich fragt, ob man wirklich in einer Weltmetropole steht oder in einem übel riechenden Bunker. Hier wird die Luft zu einem köstlichen Mix aus purem „Untergrund-Natur“-Duft und – ganz neu – einer Prise stinkender Furz-Eier, die sich in den kahlen Betonwänden festgesetzt haben. Man könnte meinen, hier ist das Einzige, was atembar ist, ein geheimnisvoller, von den Göttern des schlechten Geruchs höchstpersönlich erschaffener Nebel. Und wer nach mehr olfaktorischer Exotik sucht, dem sei die U6 empfohlen – die Linie, die sich in Eau-De-Kebab hüllt und die Atmosphäre mit einem würzigen Duft verfeinert, als wäre sie direkt aus einem überfüllten Dönerladen gezogen. Dazu kommt noch der verlockende, fast schon zärtliche Hauch von pisswarmen Bier, der den Raum durchzieht – eine Luft, die niemandem entgeht und die sich perfekt mit der Idee einer lebendigen Großstadt verbindet. Wer sagt, dass man zum Leben nicht auch einen ganz besonderen Geruch braucht?
Fazit: Warum du Wien trotzdem besuchen solltest
Nun, wenn du es tatsächlich bis hierher geschafft hast, dann gratuliere ich dir! Denn ja, Wien ist grantig, grau und voller kurioser Eigenheiten – aber genau das macht diese Stadt einzigartig. Hinter dem Sarkasmus, dem „Todescharme“ und den ewig nörgelnden Wienern steckt eine Stadt mit Herz und Seele. Wenn du Wien wirklich erlebst, verliebst du dich unweigerlich in seine morbide Schönheit, seinen schwarzen Humor und seine einzigartige Atmosphäre. Also komm ruhig vorbei – aber bitte nicht mit zu viel guter Laune, sonst fällst du auf!
*“Olfaktorisch“ bezieht sich auf den Geruchssinn oder alles, was mit dem Riechen zu tun hat. Es kommt vom lateinischen Wort „olfactus“, was „Riechen“ bedeutet. Also, wenn etwas als „olfaktorisch“ beschrieben wird, geht es um die Wahrnehmung von Gerüchen.
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