In den letzten Jahren hat sich die Debatte um Elektromobilität in Österreich und vielen anderen Ländern zunehmend verschärft. Vor allem Kritiker:innen der Elektromobilität greifen immer wieder auf die Argumentation zurück: „Wenn Stromausfall ist, dann kann man die blöden E-Autos nicht mal laden!“ Diese Aussage mag auf den ersten Blick plausibel erscheinen, wird jedoch bei genauerer Betrachtung als irreführend entlarvt. Um dieses Argument zu widerlegen, reicht es aus, einen entscheidenden Punkt ins Gedächtnis zu rufen: Auch Verbrenner-Autos sind auf Strom angewiesen.
Der Stromhunger von Verbrennerfahrzeugen
Es ist allgemein bekannt, dass Autos mit Verbrennungsmotoren nicht nur Treibstoff benötigen, um zu fahren, sondern auch von Elektroniksystemen abhängig sind, die ohne Strom schlichtweg nicht funktionieren würden. Dabei reicht ein Blick unter die Motorhaube eines modernen Verbrenners, um zu erkennen, wie entscheidend der Einsatz von Elektrizität in klassischen Fahrzeugen geworden ist.
- Elektrische Zündung und Steuerungssysteme: Ein Verbrennungsmotor benötigt für die Zündung des Kraftstoffs Strom. Das Zündsystem, das den Funken erzeugt, um das Gemisch zu entzünden, läuft elektrisch. Ohne Strom gibt es also keinen Funken, kein Zünden und folglich keine Verbrennung des Kraftstoffs.
- Bordnetz und Steuergeräte: Moderne Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren sind mit einer Vielzahl von elektronischen Steuergeräten ausgestattet, die den Betrieb des Motors und anderer Systeme regeln. Diese Steuergeräte benötigen ständig Strom aus der Batterie, um ordnungsgemäß zu funktionieren. Ohne Strom keine Kommunikation zwischen den Steuergeräten – und ohne Kommunikation kein Betrieb.
- Kraftstoffpumpe und Startsystem: Auch eine Benzin- oder Dieselpumpe benötigt Strom, um Kraftstoff zum Motor zu befördern. Ohne Strom bleibt der Tank also leer – zumindest elektrisch gesehen.
- Komfortfunktionen und mehr: Von der Klimaanlage über das Radio bis hin zu den modernen Fahrassistenzsystemen – all diese Dinge funktionieren nur dank einer funktionierenden Stromversorgung. In einem Elektroauto sind diese Systeme ebenso vorhanden, aber es wird eben auch das Fahr- und Antriebssystem vom Stromnetz betrieben.
Der Stromausfall und seine Auswirkungen auf Verbrenner
Was passiert also bei einem Stromausfall? Nicht nur das Laden von E-Autos ist dann ein Problem – auch ein Benziner oder Diesel ist nicht mehr in der Lage zu funktionieren, zumindest nicht in seiner gewohnten Form. Die Benzinpumpe, die elektronische Zündung und die zahlreichen Steuergeräte – all diese Systeme benötigen Strom, und ohne diesen Strom läuft auch ein Verbrenner nicht mehr.
Die Doppelmoral der Kritik an Elektromobilität
Die Kritik, dass Elektroautos bei einem Stromausfall nutzlos sind, wirkt daher unlogisch, wenn man sie auf die moderne Verbrennertechnik anwendet. Wer den Stromausfall als Argument gegen E-Autos ins Feld führt, muss gleichzeitig zugeben, dass das gleiche Problem auch für Autos mit Verbrennungsmotoren gilt, wenn dort die Autobatterie leer ist.
Darüber hinaus ist zu beachten, dass in modernen, gut ausgebauten Stromnetzen ein Stromausfall äußerst selten ist. Sollte es zu einem großflächigen Stromausfall kommen, haben die meisten Menschen andere Sorgen als das Laden ihres Autos. In der Regel gibt es zudem Notstromsysteme, die kritische Infrastruktur wie Tankstellen weiterhin versorgen können – selbst bei Stromausfällen.
Tankstellen-Blackout: Warum auch Verbrenner nicht weiterkommen
Ein weiteres oft gehörtes Argument ist, dass man mit einem Benzin- oder Dieselauto im Falle eines Stromausfalls einfach zur nächsten Tankstelle fahren und dort problemlos tanken könne. Doch auch das ist ein Irrglaube: Tankstellen sind auf Strom angewiesen – von den Zapfsäulen über die Bezahlterminals bis hin zur gesamten Infrastruktur. Fällt der Strom aus, bleibt auch der Sprit im Tank unter der Erde. Früher gab es tatsächlich noch Handpumpen als Notlösung, doch diese wurden aus Sicherheits- und Diebstahlgründen längst abgeschafft. Ohne Notstromversorgung sind also nicht nur E-Autos, sondern auch Verbrenner aufgeschmissen – mit dem Unterschied, dass man ein Elektroauto zur Not an einem solarbetriebenen Speicher oder einem Notstromaggregat laden könnte, während ein leerer Benzintank endgültig leer bleibt.
Die Zukunft der Mobilität
Wenn wir also eine wirklich zukunftsfähige Mobilität wollen, ist der Blick auf die gesamte Energienutzung entscheidend. Die Elektroauto-Technologie wird zunehmend effizienter, und die Entwicklung von dezentralen, erneuerbaren Stromversorgungslösungen wie Solarenergie und Batteriespeichern bietet viele Perspektiven für eine Zukunft ohne Öl und fossile Brennstoffe.
Ein Stromausfall, der sowohl E-Autos als auch Verbrenner betrifft, ist sicherlich ein hypothetisches Szenario, das selten in der Praxis eintritt. Doch der Fortschritt in der Energiewende hin zu mehr Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und einer nachhaltigen Stromproduktion ist in vollem Gange – und das bedeutet, dass wir uns langfristig nicht auf die alte Infrastruktur, sondern auf ein neues System der Energieversorgung und -nutzung konzentrieren sollten.
Fazit
Die Argumentation, dass E-Autos bei einem Stromausfall nicht mehr nutzbar sind, greift zu kurz und vernachlässigt den technologischen Fortschritt und die Bedeutung von Strom für alle Fahrzeuge. In Wahrheit sind auch Verbrennerfahrzeuge ohne Strom nicht funktionsfähig. Die Mobilität der Zukunft wird zunehmend elektrisch sein, und auch die nötige Infrastruktur wird mit der Zeit weiter optimiert. Wer sich gegen E-Autos ausspricht, sollte daher nicht vergessen, dass die Abhängigkeit von Strom ein Thema für alle Fahrzeuge ist – ganz gleich, ob sie mit Strom oder fossilen Brennstoffen betrieben werden.
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